Musikalische Schlossführung
Cello totAL - Es war einmAL
Christa Grün - Burgführung, Musikalisches Konzept: Elisabeth Ragl
im Rahmen der Meisterkurse Schloss Raabs 2008
Burg Raabs
Sonntag, 10. August 2008, 11:00 Uhr
11:00 Uhr
Begrüßung Arkadenhof
Intrada
Dornröschen war ein schönes Kind
Böhmischer Tanz
ca. 11:10 Uhr
Führung Hungerturm - Schlosshof
Niccolò Paganini (1782 - 1840)
Thema aus: Introduktion und Variationen über "Dal tuo stellato" aus Rossinis Oper "Mosé"
ca. 1'
Film 1
Film 2
Film 3
ca. 11:20 Uhr
Schlosshof
Ernst Tochs (1887 - 1964)
Arrangement mit Zitaten Leopold Mozarts von Elisabeth Ragl
„Fiebertraumfuge eines Geigenschülers" für Sprechquartett
(original: „Fuge aus der Geographie“ für sprechenden Chor)
Ernst Toch wurde 1887 in Wien geboren. Er studierte und lehrte Klavier und Komposition. 1933 emigrierte er nach Großbritannien und kurz darauf nach Kalifornien, wo er Filmmusik komponierte und Komposition lehrte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Europa kehrte er 1952 wieder in die USA zurück, um an verschiedenen Universitäten tätig zu werden. Ernst Toch starb 1964 in Los Angeles.
Die "Fiebertraumfuge eines Geigenschülers" entstand durch Bearbeitung der "Fuge aus der Geographie" von Ernst Toch. Dafür hat Elisabeth Ragl die Rhythmische Sprechstruktur des Originalwerks weitgehend ersetzt und den Text durch Zitate aus Leopolds Violinschule ersetzt. Als einleitender Text wird gesprochen:
„Lange Zeit rastloser Suche nach Verbesserung meines Geigenspiels scheint nun vorbei zu sein,...
Das Schicksal hat mir kürzlich einen über 200 Jahre alten Schlüssel zur Lösung in die Hand gelegt:
Leopold Mozarts "Gründliche Violinschule".
Der vollständige Titel: "Leopold Mozarts Hochfürstlichen Salzburgischen Vice-Capellmeisters gründliche Violinschule mit vier Kupfertafeln und einer Tabelle. Dritte vermehrte Auflage, Augsburg, gedruckt und zu finden bey Johann Jakob Lotter und Sohn, Buchdrucker und Musikalien Verlegere. 1787."
Was mir in diesem Werk eine traumhafte Hilfe zu sein scheint, ist "Das zweyte Hauptstück. Wie der Violinist die Geige halten soll"
Die traumhafte Hilfe hat aber einen Haken,...
... seit ich mich mit den gründlichen Anweisungen Leopold Mozarts beschäftigt habe, werde ich von Fieberträumen geplagt und kann sie nicht mehr loswerden!
Ich erwache - vor Fieber zitternd - und vermeine Leopold Mozart selbst gleich mehrfach zu hören...“
ca. 11:30 Uhr
Druckerei - Infos zum Bleidruckverfahren
ca. 11:40 Uhr
Schlosshof
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
Zitat aus einem "Bäsle-Brief"
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 - 1791)
"Leck mich am Arsch!", KV 231/K. 382c, komponiert ca. 1770
ca. 2,5'
Leck mich am Arsch!
Leck mich am Arsch!
Mur-ren ist ver-ge-bens!
Knur-ren, Brum-men ist ver-ge-bens,
ist das wah-re Kreuz des Le-bens,
das Brum-men ist ver-ge-bens,
Knur-ren, Brum-men ist ver-ge-bens, ver-ge-bens!
Drum lasst uns froh und fröh-lich, froh sein,
lasst uns froh und fröh-lich, froh sein!
ca. 11:45 Uhr
Brunnen
... aus Grimm's Märchen: "Frau Holle" ...
ca. 11:25 Uhr
Kapelle
Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Suite Nr. V für Violoncello solo, BWV 1011, c-moll, komponiert 1717 - 1724
Prélude
ca. 5'
Mit den Sechs Suiten für Violoncello solo - komponiert wahrscheinlich zwischen 1717 und 1724 in Köthen - schuf Johann Sebastian Bach grundlegend Neues, sodass ihm kaum ein späterer Komponist zu folgen wagte. Sie stellen somit eine Art Gegenstück zu den Sechs Sonaten und Partiten für Violine solo dar, die ebenfalls in der Zeit, als J. S. Bach Hofkapellmeister des Markgrafen von Brandenburg war, entstanden sind. Es scheint fast so, als habe Bach mit diesen Werken zeigen wollen, dass es möglich ist, wie für die Orgel, auch für die Solovioline vierstimmige Fugen und andere kontrapunktische Stücke zu schreiben. Diese Idee hat der Komponist in den Cellosuiten noch weiter ausgebaut: Mit wie wenig Noten, so scheint Bach zu fragen, kommt eine Komposition aus, die dem musikalischen Empfinden des Zuhörers dennoch die Illusion einer kompletten Suite mit Harmonie und Kontrapunkt bieten soll? Dabei werden viele Dissonanzen und Synkopen gar nicht wirklich gespielt. Der Zuhörer kann sie lediglich durch Hörerfahrung aus dem Gedächtnis ergänzen. Bedauerlicherweise ist Bachs Autograph nicht erhalten geblieben. Lediglich vier Abschriften existieren von seinem Manuskript, die alle aus dem 18. Jahrhundert stammen. Die meistgespielte Abschrift stammt von Anna Magdalena Bach, der zweiten Frau des Komponisten. Die Suiten weisen alle die gleiche konventionelle Form auf: Auf ein einleitendes Prélude folgen jeweils die vier Standard-Tanzsätze der Barocken Suite: Allemande, Courante, Sarabande und Gigue. Zwischen Sarabande und Gigue ist ein zusätzliches Satzpaar in A-B-A-Reihung (entweder Menuett I, II, Bourrée I, II oder Gavotte I, II) eingeschoben. Diese Tanzsätze stellen die modischeren dar, in denen Spielfreude und tänzerische Bewegung dominieren, während die sie umgebenden Sätze einen höheren Grad an kunstvoller Stilisierung aufweisen.
Für die Suite Nr. V, BWV 1011, c-moll soll die a-Saite des Cellos auf g heruntergestimmt werden. Eine solche Umstimmung (=scordatura) war in vorbachscher Zeit sehr beliebt zur Erzielung besonderer Klangeffekte oder Ermöglichung ungewohnter Akkorde. Bach wendet sie nur noch in der Triosonate in G für Flöte, Violino diskordato und Continuo an.
Von dieser Suite existiert eine Fassung in g-moll für Laute in einem Autograph Bachs aus seinen mittleren Leipziger Jahren. Aus Schreibfehlern, die sowohl dieser Lautenfassung, wie den Abschriften für Violoncello von Anna Magdalena und Kellner gemeinsam sind, geht hervor, daß allen diesen drei Kopien eine frühere Fassung vorgelegen haben muss. Ob die Lauten- oder die Violoncellfassung die ursprüngliche war, lässt sich nicht mit Sicherheit entscheiden.
ca. 11:45 Uhr
Bibliothek der Provinz
Christa Mühringer (*1920)
aus dem Buch "Auf der Wiese liegend". Lyrik, Kindergedichte
"Es war einmal"
"Ich bin"
Georg Christoph Wagenseil (1715 – 1777)
Sonata in D
Allegro assai
Larghetto
Vivace
ca. 7'
ca. 12:00 Uhr
"Kugel"-Salon
Elisabeth Ragl (*1970) - Musik/Tobias Weiss (*1997)- Text
"Es war einmal...", komponiert 2008
ca. 1,5'
ca. 12:05 Uhr
Rittersaal
Antonín Dvořák (1841 - 1904)
"Fünf Stücke" für Violoncello und Piano, komponiert 1892
Rondo g-moll Op. 94
Violoncello - Seung You Park
Klavier - Susanne Gruber
Éduard Lalo (1823 - 1892)
Cellokonzert in d-moll, komponiert 1877
Arr. für 4 Vc.: Robert Lang
1. Satz: Prélude (Lento - Allegro maestoso - ca. 13'
2. Satz: Intermezzo (Andantino con moto - Allegro presto - ca. 6,5'
3. Satz: Introduktion (Andante) - Allegro vivace - ca. 8'
ca. 37,5'
Indem er hauptsächlich Instrumentalmusik schuf und zumal für eine Wiederbelebung der Kammermusik sorgte, hatte Edouard Lalo in Frankreich seit jeher keinen leichten Stand. Umso erfolgreicher sollte sich seine Zusammenarbeit mit dem grandiosen spanischen Violinvirtuosen Pablo de Sarasate international niederschlagen, der nicht nur die berühmte Symphonie espagnole op. 21 (komp. 1874; UA 1875) entsproß, sondern zuvor bereits das Violinkonzert in F-Dur op. 20 (komp. 1873; UA 1874). In Frankreich hingegen beruht Lalos Nachruhm paradoxerweise großteils auf seiner fesselnden Oper Le Roi d'Ys (1875-88; seiner einzigen Oper, die sowohl vollendet als auch aufgeführt wurde). Sieht man von der Symphonie espagnole ab, die bis heute zum festen Bestand der Geiger in aller Welt gehört, so ist das Cellokonzert in d-moll Lalos beliebtestes Werk. Lalo komponierte sein einziges Werk für Cello und Orchester 1877. Im selben Jahr noch erschienen Partitur und Klavierauszug beim Berliner Verlag Bote & Bock im Druck. Am 9. Dezember 1877 kam das Konzert in Paris durch den legendären belgischen Cellovirtuosen Adolphe Fischer (1847-91; lebte ab 1868 in Paris und hatte am 17. Februar 1876 in Leipzig die deutsche Erstaufführung von Saint-Saëns' I. Cellokonzert a-moll op. 33 gegeben) zur Uraufführung. Er wurde begleitet vom Orchestre des Concerts Pasdeloup unter Jules Pasdeloup (1819-87). Seit den ersten Erfolgen gehört Lalos Cellokonzert in d-moll zum Kernrepertoire der Cellisten. Souverän ist die unorthodoxe Form beherrscht, mit ihrer eleganten Verwebung kontrastierender Episoden. So kehrt im Allegro maestoso des Kopfsatzes die langsame Einleitung wieder, und das zentrale Intermezzo umspannt knapp, luftig und konzise den Gegensatz aus gesanglichem Andante und prickelndem Scherzo innerhalb eines einzigen Satzes. Das Cellokonzert ist in seiner Gesamtanlage weitaus stringenter als die Symphonie espagnole und steht dieser an Feuer, Eleganz und Einprägsamkeit nicht nach. Nach mehr als einem Jahrhundert ist dieses funkensprühende Meisterwerk nun endlich wieder als Studienpartitur erhältlich. Christoph Schlüren
ca. 12:05 Uhr
Bar vor dem Rittersaal
Gerald Schwertberger (*1941)
Go-Down-Moses-Variationen für 2 Vc. (oder mehr)
Thema mit 4 Variationen
ca. 12:40 Uhr
Ende der "Musikalischen Schlossführung"