Spielerisches Lernen
VON ELISABETH RAGL
Das
oö.
Landesmusikschulwerk feierte erst kürzlich seinen 20. Geburtstag.
Zahlreiche Veranstaltungen zeugten in den vergangenen Jahren von der
hervorragenden Arbeit, die in den Musikschulen geleistet wurde - und wird.
Viele Musikschullehrer sind auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, Musik
anschaulich zu vermitteln und begreifbar zu machen. Ansatzpunkte dafür
sind für mich eine spezielle Betonung des kommunikativen Elements der
Musik als auch deren spielerische Vermittlung.
In den vergangenen Jahren wendete die Pädagogik
vermehrt ihr Augenmerk auf Lernspiele als Lernbehelf. Während sich diese
in der Grundschule längst etablierten, ist ihr Einsatz im
Instrumentalunterricht noch immer Seltenheit. Zu Unrecht, denn Lernspiele
tragen wesentlich dazu bei, die Kenntnis musikalischer Strukturen und Abläufe
sowie eine Orientierungsfähigkeit am eigenen Instrument zu erwerben und
zu vertiefen. Viele Wege führen zu einem musikalischen Verständnis, ohne
das lebendiges Musizieren nicht möglich ist. Ein Weg, der vor allem von Fünf-
bis 12-Jährigen gerne beschritten wird, ist das spielerische Lernen. Es
sind bereits einige musikalische Lernspiele auf dem Markt; um Spiele
jedoch speziell an die Erfordernisse und Gegebenheiten des
Instrumentalunterrichts anzupassen, ist Kreativität gefragt.
Ein "Bei-Spiel":
Dieses
Bei-Spiel ist meinem Buch entnommen: „Lernspiele
im Musikunterricht. Vernetzung von Musikpsychologie und Spielpädagogik.
Praktische Beispiele", Institut für Musikpädagogik der
Oö.
Landesmusikdirektion,
© 2000 Studio
Weinberg, Bestellung: Tel.: 07947/6686-0
Alle Punkte sollen so verbunden werden, dass sich eine
C-DUR-Tonleiter von C - a' ergibt. Entweder beginnt man beim tiefsten
Ton C und denkt die Tonleiter aufwärts, oder man wählt als Startnote
den höchsten Ton (a'). In diesem Fall denke der Spieler die Tonleiter
abwärts. Durch das Verbinden der Punkte entsteht ein Bild.
Nikolaus
Harnoncourt spricht von Musik
als Klangrede, immer wieder ist im Zusammenhang mit Musik von einer
"universellen Sprache" die Rede. Doch auch diese Sprache will
erlernt sein, und je mehr es gelingt, einzelne Fertigkeiten zu vermitteln
ohne sie bewusst aus dem Kontext zu reißen, umso größer ist die Chance,
dass diese Sprache später als "eigene" Sprache und nicht als
Fremdsprache empfunden wird. Wer die Mühe auf sich nimmt, eine andere
Sprache zu erlernen, der möchte sich darin auch mitteilen können und
hier sind Publikum wie Musizierpartner gleichermaßen angesprochen.
Für Instrumentalschüler jeden Alters bildet das
Ensemblespiel eine wesentliche Motivation, indem es zur musikalischen
Kommunikation einlädt. Dabei werden die Fertigkeiten und Ambitionen
mehrerer Schüler vernetzt und potenziert. Durch das Verknüpfen
verschiedener Kunstrichtungen (Musik, Schauspiel, Bildende Kunst, Tanz,
Literatur) im Bereich des oö.
Landesmusikschulwerks können die Sinneswahrnehmungen der Ausführenden
und des Publikums vertieft werden.
Wer wird zum Knüpfen eines solchen Netzes benötigt?
Eine ganze Weberei von Lehrern, die miteinander in regem Austausch stehen,
Schülern, die Lust auf gemeinsames Agieren haben und bereit sind, ihren
Anteil auch alleine vorzubereiten. Engagierte Eltern, die helfen,
musikalische Projekte durchführbar zu machen - und nicht zuletzt ein
funktionstüchtiger "Webstuhl": ein organisatorisches Rückgrat
wie das oö.
Landesmusikschulwerk.
Elisabeth Ragl ist Cellolehrerin im oö.
Landesmusikschulwerk. Ihr Buch "Lernspiele
im Musikunterricht. Vernetzung von Musikpsychologie und Spielpädagogik.
Praktische Beispiele" ist im Institut für Musikpädagogik der
Oö.
LMD erschienen.